Folgeartikel samenfestes vs. hybrides Gemüse

Unser Umgang mit aussortiertem Gemüse („Ausschuss“)

Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen zu unserem Artikel zu samenfestem und hybridem Gemüse. Wir freuen uns sehr, dass es diese Rückmeldungen gibt! Die Entwicklung und Erhaltung samenfester Sorten liegen uns am Herzen und wir unterstützen deren Züchtung.

Heute nehmen wir Bezug auf vereinzelte erschrockene Reaktionen darauf, dass wir bei samenfestem Brokkoli etwa     50 % aussortieren. Diese möchten wir zum Anlass nehmen, darüber zu informieren, was „Ausschuss“ im Gemüseanbau heißt, wie wir damit umgehen und wie der Anteil an aussortiertem und nicht verkaufbarem Gemüse verringert werden kann.

Übrigens müssen wir nicht bei allen samenfesten Gemüsesorten so viel aussortieren, wie bei Kohlsorten (wie Brokkoli und Kopfkohl). Diese sind in Anbau und Lagerung eher schwierig. Sehr gute Erfahrungen machen wir hingegen mit samenfestem Wurzelgemüse. Bei Möhren, Roter Bete, Pastinaken, Petersilienwurzeln und Sellerie haben wir insgesamt wenig „Ausschuss“.

                                                                                                                                                                                                                                Was bedeutet „Ausschuss“? Und was passiert auf Gut Wulfsdorf damit?

Zunächst möchten wir uns von diesem negativ besetzten Wort verabschieden. Wir sprechen lieber von „Gemüse 2. Wahl“. Das ist bei uns Gemüse, das aufgrund des Aussehens und / oder der Qualität nicht vermarktbar ist. So erwarten Abnehmer unseres Gemüses, Händler wie Kunden, z.B. bei Brokkoli, dass er einen festen Kopf, eine möglichst durchgehende, dunkelgrüne Färbung und eine bestimmte Größe hat. Alle Brokkoliköpfe, die diesen Erwartungen nicht entsprechen, finden erfahrungsgemäß kaum Abnehmer, sodass wir sie aussortieren müssen. Das gilt auch für alle anderen Gemüsesorten, die wir anbauen. So landen krumme Gurken, Möhren und Zucchini nicht auf dem Ladentisch, obwohl sie zeigen, welch große Vielfalt die Natur hervorbringt. Zudem ist auch das aussortierte Gemüse bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Verdorbenes) ein Lebensmittel, das genauso nahr- und schmackhaft ist wie der etablierten Norm entsprechendes Gemüse. Daher werfen wir dieses nicht weg. Wir sammeln es gesondert. Damit wird nicht nur unsere Hofküche versorgt, die die auf dem Hof lebenden und arbeitenden Menschen verköstigt. Auch Mitarbeiter: innen des Hofes dürfen sich davon mitnehmen. Mittwochs kommt zudem die Ahrensburger Tafel und holt einen Großteil des gesammelten, nicht verkaufbaren Gemüses ab. Manches bekommen unsere Hoftiere – Möhren gehen an Kühe und Kälber, anderes auch an die Schweine. Das, was wir für Mensch und Tier nicht mehr verwerten können, weil es durch Schimmel o.a. ungenießbar geworden ist, kommt auf unseren Kompost und wird auf diese Weise dem Hofkreislauf zurückgeführt.

Auch wenn wir einen Teil des aussortierten Gemüses selbst verwenden oder an die Tafel geben, wünschen wir uns, den Anteil an 2.-Wahl-Gemüse zu verringern, da manchmal so viel anfällt, dass wir ihn nicht vollends als Lebensmittel verwerten können. So landen immer mal wieder größeren Mengen an Gemüse auf dem Kompost, weil es durch längere Lagerung verdirbt und nicht mehr genießbar ist. Unser Traum ist es, in unserem Hofladen und an unseren Marktständen DIE Vielfalt an Gemüse anbieten zu können, die die Natur erschafft – in all ihren Erscheinungen und kreativen Auswüchsen. Wir erfreuen uns bei der Ernte immer wieder an ineinander verschlungenen Möhren, zusammengewachsenen Tomaten und krummen Gurken, die aufgeschnitten plötzlich ganz anders in Erscheinung treten.

Zurück