Samensfestes vs. hybrides Gemüse

Samenfestes vs. hybrides Gemüse

Jetzt im Juli reift so Vieles heran: Brokkoli, Zucchini, Tomaten, Chinakohl, Blumenkohl, Kohlrabi und vieles mehr. Manche Gemüsesorten sind hybrid, manche samenfest. In diesem Beitrag möchten wir erklären, was der Unterschied ist und warum wir zum Beispiel hofeigenen Brokkoli zu zwei unterschiedlichen Preisen verkaufen: Der Preis für samenfesten Brokkoli liegt über dem für hybriden Brokkoli.

Seit Jahren setzen wir uns dafür ein, samenfestes Gemüse fest in unser Angebot aufzunehmen. Samenfest bedeutet, dass die Samen und das daraus entstehende Gemüse in der nächsten Generation und in allen folgenden Generationen gleiche Merkmale wie die Elterngeneration hervorbringen. Das können beispielsweise Geschmack, Aussehen und Robustheit gegen bestimmte Krankheiten sein. Es ist die natürliche Fortpflanzung von Pflanzen. Über Generationen hinweg hat sich eine große Vielfalt an Gemüsesorten entwickelt, viele sind an die örtlichen Bedingungen angepasst.

Hybrid-Saatgut bringt „perfektioniertes“ Gemüse hervor und birgt für die moderne, industrialisierte Landwirtschaft viele Vorteile. Die Gemüsepflanzen keimen gleichzeitig, werden gleichzeitig erntereif, haben ein einheitliches Aussehen, sind weitestgehend gleich groß, schmecken gleich und sind resistent gegen bestimmte Krankheiten. Der Ertrag ist meist höher als bei samenfestem Gemüse. Die Eltern des Hybrid-Saatgutes wurden über mehrere Generationen mit sich selbst befruchtet, um bestimmte Merkmale herauszuarbeiten. Sie müssen den Vorgaben genau entsprechen. Hybrid-Saatgut ist das Ergebnis der Kreuzung zweier perfekter Elternlinien und wird F1 (erste Filialgeneration = erste Tochtergeneration) genannt. Das Saatgut dieser Generation, F2 genannt, verliert die gezielt herangezüchteten Eigenschaften und Merkmale und kann für den Anbau nicht weiterverwendet werden. Der Ertrag lässt nach, das aus dem F2-Saatgut wachsende Gemüse ist total uneinheitlich was Geschmack, Aussehen und Größe betrifft.

Samenfestes Gemüse anzubauen bedeutet für uns, zur Erhaltung der Sortenvielfalt beizutragen. Aber es bedeutet auch einigen Mehraufwand von der Anzucht bis zur Ernte. Der samenfeste Kohlrabi beispielsweise wurde zwar zeitgleich mit dem hybriden Kohlrabi gesät, war aber erst zwei Wochen nach dem Hybriden so weit, dass er ausgepflanzt werden konnte. Das bedeutet in der Anzucht entsprechend mehr "Fürsorge". Auch die Ernte verläuft anders als bei der hybriden Sorte. Während der Satz hybrider Kohlrabi in zwei Gängen geerntet werden konnte, brauchten wir für den samenfesten vier Erntegänge. Warum? Weil die samenfeste Sorte sehr viel individuellere Pflanzen und Knollen hervorbringt, die Gestalt und auch die Größe betreffend. So werden bei jedem Erntegang jedes Mal die größten Knollen geerntet, während die Kleineren noch nachwachsen müssen. Bei der hybriden Sorte sind so gut wie alle Knollen zeitgleich gleich groß.

Auch vom Brokkoli bauen wir samenfeste und hybride Sorten an (siehe Bilder). Während die hybriden Sorten weitestgehend gleichförmig aussehen, bringen die samenfesten Sorten eine große Vielfalt hervor, was die Gestalt der Pflanze betrifft. Da die Kundschaft in Deutschland über Jahrzehnte hinweg an genormtes Gemüse gewöhnt wurde, erwartet sie bei manchem Gemüse bestimmte äußere Merkmale. Diese Erwartung führt dazu, dass wir zum Beispiel beim samenfesten Brokkoli zur Zeit einen Ausschuss von über 50 % haben, der nicht verkauft werden kann, obwohl er ein einwandfreies Nahrungsmittel ist. So sollen die Brokkoliköpfe beispielsweise eine bestimmte Größe nicht unterschreiten, außerdem sollen sie fest sein und nicht blühen. Diese ganze Mehrarbeit, die wir haben, plus die Einberechnung der Ausschussware führen zu einem höheren Preis.
Ihr Kaufverhalten kann sich also direkt auf den Preis auswirken.

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